
Wir lassen noch einmal Revue passieren: Am 15. November 2024 erschien die letzte Ausgabe vom Ottcast. Nur einen Tag später traten wir die einzige Auswärtsfahrt mit großem Bus an: Wir fuhren nach Coburg. Seitdem ist richtig viel passiert. Zwischen Verletztenmisere, regelmäßigem punkten und diversen Personalentscheidungen versuche ich, noch mal etwas Struktur und Übersicht hinein zu bringen. Deshalb nehme ich euch jetzt mit auf eine Reise durch die jüngere Vergangenheit – bevor die Rückrunde beginnt.
Erfolgreiche Trikot-Tour nach Coburg
Es ist Mitte November 2024 – und die ZAB hatte noch kein Spiel in diesem Monat absolviert. Zuletzt geschah das am 30.10.2024 – beim 31:31 gegen Ferndorf. Der Frust war damals relativ groß, da die blau-weißen Mannen in der 53. Spielminute mit 29:23 in Führung lagen – und dennoch nicht gewannen. Ja, es gibt sie eben, diese unheimlichen Serien. Gegen die Siegerländer sahen wir noch nie besonders gut aus. Diesen Fluch endlich zu brechen – wir waren so nah dran. Aber sei es drum. Als nächstes stand die Auswärtstour nach Coburg an – und auch das hatten wir thematisiert – aufgrund eines „äußerst ungünstigen“ Spielplans die einzig mögliche Auswärtsfahrt mit großem Fanbus.

Die Fanszene zeigt stolz ihr gesamtes Trikot-Sammelsurium. I Foto: Privat
Natürlich restlos ausverkauft – befanden sich über 80 Dessauer Fans unter dem Motto „Trikottour“ im Gästeblock. Das Gold glänzte in den Augen unserer Anhänger: Waren doch so ZAB-Ikonen wie Robert Lux, Matthias Rudow, Toni Kern oder auch Volker Preißner auf den Jerseys zu lesen. Und auch hier in der Vestestadt bewahrheitete sich wieder: „In Coburg haben wir eigentlich immer ganz gut ausgesehen.“ Wer erinnert sich nicht gerne zurück an das denkwürdige Spiel in 2023 – als ZAB in der Huk-Coburg-Arena neun Sekunden vor Schluss vermeintlich den Sieg vergab und damit den möglichen Aufstieg verspielte – um doch noch mal den Ball abzufangen, damit sich Carl-Phillip Haake unsterblich machen durfte – und doch noch zum viel umjubelten Sieg einnetzen konnte… Und fast genauso wäre es um ein Haar auch diesmal mit Yannick-Marcos Pust abgelaufen, doch der Lucky Punch blieb uns leider verwehrt. Nach ständig wechselnden Führungen, einer roten Karte für Tillman Leu, der sich fortan im FanBlock wiederfand und sagenhaften neun Siebenmetern für die Gastgeber, von denen Brosi einfach mal fünf Stück hielt, trennten sich beide Teams mit 27:27 (12:12), was aufgrund der starken Coburger Mannschaft zuletzt, welche vier Tage zuvor den Erstligisten TBV Lemgo aus dem Pokal kegelte, durchaus als Erfolg gewertet werden darf.
Abgänge schocken Fans – aber nicht die Mannschaft
Und Erfolgserlebnisse hatte unser Verein durchaus nötig. Zwar stand man mit nun 10:12 Punkten im gesicherten Mittelfeld. Doch hatten rund um dieses Spiel die Meldungen reingehauen, dass weder Cheftrainer Uwe Jungandreas noch Spielmacher Vincent Bülow in der kommenden Saison für den DRHV aktiv sein werden. Zwar blieb der befürchtete Fanaufstand aus, doch nach zehneinhalb Dienstjahren vom Chefcoach sowie acht Jahren Dienstzeit von unserer Nummer zehn dürfte im Sommer abermals ein Umbruch anstehen, den es erst einmal zu verarbeiten gilt. Nicht viele Fans blickten zu diesem Zeitpunkt euphorisch in die Zukunft. Doch genau dafür tat die Mannschaft sportlich vieles, um wieder optimistisch nach vorn zu gucken. Unbeeindruckt von allen Nebengeräuschen und diversen Personalausfällen, die es auch weiterhin geben sollte, punktete man so fleißig, als dass der eine oder andere Fan bereits wieder vom Podestplatz zu träumen begann. Doch der Reihe nach.

Für Tillman Leu ging es nach seiner Roten Karte direkt in den Fanblock. I Foto: Privat
Zunächst durfte bei den Personalentscheidungen nicht vergessen werden, dass es ja auch Vertragsverlängerungen gegeben hatte. Unter anderem von Philip Ambrosius, von Tim Hertzfeld und von Carl-Phillip Haake. Das Grundgerüst der aktuellen Mannschaft bleibt also bestehen, zumal mit Mittelmann Mika Schüler (Balingen) und Kreisläufer Valentin Neagu (ehemals Wölfe Würzburg) inzwischen auch die ersten Neuzugänge vorgestellt werden konnten. Leider verabschiedet sich im Sommer mit Tillman Leu ein weiterer Leistungsträger und FanLiebling aus der Bauhausstadt. Doch ist man bei den Verantwortlichen im Verein stolz darauf, mal wieder einen Spieler so entwickelt zu haben, dass die erste Liga ruft. Nun müssen und werden wir auf die Netzwerke von Neu-Trainer Vanja Radić und Geschäftsführer Sebastian Glock vertrauen, welche mit Sicherheit großes Interesse daran haben werden, auch für die kommende Saison wieder eine schlagkräftige Truppe auf die Platte zu stellen. Ruft Euch bitte immer ins Gedächtnis: Die ehemals Sohmann’s, Löser’s und Leu`s kamen auch nicht als Zweitliga-Topspieler zu uns. Sie haben sich bei uns dazu entwickelt. Und genau das muss nun mit den Haake´s, den Hertzfeld´s und den Powarzyński´s ebenso passieren. Und dass die Jungs auf dem besten Wege dahin sind, konnten sie teilweise beeindruckend in den Ergebnissen zum Jahresende widerspiegeln.
Kleine Heimschwäche – beste Auswärtsmannschaft
Nach zwei Unentschieden in Folge schlug der DRHV im Heimspiel TuSEM Essen nach einem 10:1-Lauf nach der Pause klar. Und das mit nur einem Torhüter. Keeper Max Mohs hatte in Coburg einen Ball so unglücklich an die Augenhöhle bekommen, dass er fortan ein paar Wochen ausfiel. Doch damit nicht genug: Nahezu täglich prasselten neue Krankheits- oder Verletztenmeldungen rein. Neben den Langzeitausfällen von Janik Patzwald, Oskar Emanuel und Jakub Powarzyński gesellten sich neben Max Mohs auch noch Tim Hertzfeld, Carl-Phillip Haake und Alexander Mitrović dazu, der aber zur Auswahl des 2. HBL-SPIELER DES MONATS November stand. Und so ging es mit einer absoluten Rumpftruppe nach Dormagen zum zu Hause noch verlustpunktfreiem Team von Trainer Julian Bauer, der in noch jüngeren Jahren auch schon im I-Block supportet hat. Die Biber beeindruckten allerdings total und entführten am Ende beide Punkte in die Bauhausstadt. Plötzlich grüßte man von Platz sechs und hatte tatsächlich den Anschluss zu den Top-5 der Tabelle hergestellt. Nun fing der eine oder andere Fan bereits wieder an zu träumen.
Und doch erdeten uns die folgenden Heimspiele gegen Nettelstedt (TuS N-Lübbecke) und die wiedererstarkten Mindener (Aufstiegsanwärter), welche beide deutlich verloren gingen. Zwar war man gegen Nettelstedt (Vorletzter der Tabelle) überrascht und enttäuscht, doch ausnahmsweise spielten „die Roten“ an diesem Tag so, wie man es von dieser Truppe (eigentlich immer unter den Top 5) gewohnt ist. Mit dieser ansprechenden Leistung haben sie da unten nichts verloren, weshalb ich auch davon ausgehe, dass sie – genau wie Eintracht Hagen – nicht da unten bleiben werden. Und wieder hatte eine (negative) Serie Bestand: Gegen TuS Nettelstedt können wir – außer im Pokal – auch im 13. Duell einfach nicht gewinnen. Gegen Minden hatte man nicht den Hauch einer Chance. Das Ärgerliche daran war nicht nur, dass das Spiel bereits zur Pause entschieden war, sondern das man sich vor einer beeindruckenden Kulisse von über 2.500 Fans teilweise vorführen ließ. Ein wirklich bitterer Abend, der auch keinen positiven Zuschauereinfluss auf das anstehende Weihnachtssingen haben sollte.

Mit einem Auswärtssieg beim Tabellenführer vom Bergischen HC ging es in die Winterpause. I Foto: DRHV 06
Doch das Schöne an solchen gebrauchten Tagen ist, dass man es nur drei Tage später wieder besser machen kann – und das als AUSWÄRTSSTÄRKSTE MANNSCHAFT der gesamten 2. Handball-Bundesliga. Nachdem man zuletzt in Konstanz eine wahnsinnig beeindruckende Halbzeit mit 22 erzielten Buden hingelegt hatte und deutlich gewann, stand nun der Tanz beim Tabellenführer an. Eine der großen Stützen im Dessauer Spiel war nicht zum ersten Mal unser Rückraum um Yannick Danneberg. Nein, vor allem Alexander Mitrović bestätigte seine stark ansteigende Form und verblüffte die Hausherren zusehends. Und das, obwohl sich unser einziger Kreisläufer Tillman Leu erneut die Rote Karte abholte und mit seinem achten Platzverweis so langsam aber sicher auf den Spuren von Daniel Schmidt (15 Rote Karten) wandert. Während „Tiller“ abermals im Fanblock stand und gesanglich alles gab, vertrat ihn Abwehrchef Luka Baumgart mit zwei Toren hervorragend am Kreis. Am Ende gelang tatsächlich der Auswärtscoup beim Liga-Primus. Dessau entführt schon wieder beide Punkte in die Bauhausstadt und beendet die Hinrunde mit 18:16 Punkten auf dem achten Tabellenplatz (in der letzten Saison waren es neun Punkte und Rang 16.). Ein Auswärtssieg beim Tabellenführer – auch diese Geschichte wiederholte sich nicht zum ersten Mal.
>> Alle in Weiß nach Dresden!!! <<
Und nun beginnt die Rückrunde – mit einem Auswärtsspiel gegen die favorisierten Dresdener. Ich bin mir sicher, dass sich unsere Auswärtsstärke auch bis nach Elbflorenz rumgesprochen haben dürfte, weshalb ich meine: Der Druck liegt beim Gastgeber – und ganz Dessau freut sich auf dieses Spiel. Alle 108 Busplätze sind seit Wochen vergriffen, vor Ort rechnen wir mit mindestens 200 Dessauer Fans. WIR HABEN NICHTS ZU VERLIEREN!